Das Christbaumwesen
Es war die Zeit um Advent 2021, Lockdown, die Geschäfte haben geschlossen, Weihnachten findet trotzdem statt, ganz legal ohne Maske!
Es gibt also noch Traditionen, die trotz dieser seltsamen Zeit nicht verboten sind, dazu gehört der Weihnachtsbaum!
Man kann es sehen wie man will, aber meine Frau wollte dieses Jahr, gerade in der Zeit des Lockdowns einen Christbaum, eine traditionelle Tanne, einen geschmückten Lichterbaum! Die Tanne ist auch ohne Schmuck ein Baum, der gerade in dieser Jahreszeit sehr viel Licht auf die Erde bringt.
Ich fuhr also zu einem benachbarten Bauern, um aus seiner Christbaumkultur eine schöne Tanne zu besorgen. Zurzeit ist es in unserer Region schwierig heimische Tannen zu kaufen, da viele Christbäume durch ein Hagelunwetter im August dieses Jahres verletzt und beschädigt wurden. Ich hatte Glück, es waren noch einige vom Unwetter verschonte Tannen vor Ort.
Als ich mich umsah, war mir sofort klar, dieser Baum wollte zu mir, es war eine kleine, aber wunderschöne Tanne, sie strahlte mich an. Voller Freude verstaute ich den Baum im Auto und brachte ihn nach Hause.
Wie schon erwähnt es ist eine besondere Zeit, eine Zeit der Einschränkungen, während der Pandemie. Daher hatte ich die Idee den Baum gleich aufzustellen und zu schmücken, obwohl noch nicht Heiliger Abend war. Wir wollten unser Wohnzimmer auch schon mehrere Tage vor dem Fest mit diesem lichtvollen Baum bereichern. Andrea schmückte den Baum traditionell mit Kugeln und Kerzen, ein wunderschöner Anblick.
Plötzlich fiel aus heiterem Himmel ein Christbaumschmuck in Form eines Vogels von unserer Tanne und zerbrach. Niemand hatte den Baum berührt, der Christbaumschmuck war gut befestigt. Na ja kann passieren, schade um den schönen Vogel, dachten wir jedenfalls. Gleichzeitig spürte ich jedoch wie sich auf meiner rechten Schulter ein Wesen draufsetzte. Es wollte wahrgenommen werden. Ich bin diese Art der Begegnungen zwar schon gewohnt, doch im Wohnzimmer vor dem Christbaum, es war eigenartig.
Nach kurzem Nachspüren und Nachfragen wer dieses Wesen sei, wurde Andrea und mir sofort klar, dass es sich dabei um jenes Baumwesen handelte, dass die Tanne belebt und in dem Baum gewohnt hatte. Was war zu tun? Was wollte mir dieses Baumwesen mitteilen?
Das Baumwesen wollte einen neuen Körper, einen neuen Baum, in Form einer jungen Tanne die im Wald verwurzelt war. Es war zwar schon dunkel, aber ich wusste es war meine Aufgabe, dem Wunsch des Baumwesens nachzukommen. Mit dem Baumwesen auf meiner Schulter, ging ich in den Wald, der direkt hinter unserem Haus liegt, um einen neuen Baum zu finden. Ich entdeckte gleich eine junge Tanne, die so wie ich meinte gut für unser Baumwesen geeignet wäre. Diese Tanne war sogar durch einen Drahtkorb vor Wildverbiss geschützt. Ich entschuldigte mich auch noch für den ungefragten Wohnortwechsel, der ohne Einverständnis des Baumwesens erfolgte. Der Besitzer der Christbaumkultur hatte das Baumwesen natürlich nicht gefragt, ob dieses mit seiner Nutzung als Christbaum einverstanden war. Doch das Baumwesen wollte diese neue Tanne nicht. Auf meine Frage warum es diesen Baumkörper ablehne kam die logische Antwort: „Ich will nicht eingesperrt sein, in diesem Käfig“!
So suchten wir in der Dunkelheit unter dem Licht der Taschenlampe nach einer anderen geeigneten Wohnstätte für das Baumwesen. Kurz darauf fanden wir eine ca. zwei Meter hohe Tanne, die geschützt unter älteren Bäumen stand, jedoch genügend Licht vom Waldrand bekam, ein lichtvoller und geschützter Platz. Ich fragte nun das Baumwesen ob dies ein geeigneter Baumkörper sei, um diesen zukünftig zu bewohnen. Ich sah, wie die Energie des Baumwesens die junge Tanne regelrecht durchflutete, vom Wipfel bis in die Wurzeln. Dies konnte man sogar in der Dunkelheit wahrnehmen. Es war ein lichtvolles Durchströmen, dass die junge Tanne erfasste und belebte. So durfte ich sehr intensiv den Prozess der Neubesiedelung eines Baumkörpers durch ein Baumwesen wahrnehmen und ihn unterstützen. Ich segnete die junge Tanne und bat um Schutz für den Baum.
Diese Erfahrung wurde mir gezeigt, um mein Wissen über die Naturwesen und die Baumwesen zu intensivieren, um den achtsamen Umgang mit den Baumwesen Menschen
weiterzuvermitteln.
Baumwesen wollen gefragt werden, wenn sie ihren Körper einer Nutzung für uns Menschen zur Verfügung stellen, dies gilt auch für Christbäume!